Hoffnung ist gerade so schwer zu finden
Ich suche sie
Ich schau nach links und fühl mich blind
für Perspektiven
die uns weiterbringen
Und plötzlich spür ich hinter mir
was schiebt
mich an
gibt mir ’ne Kraft
die zieht mich aus dem Tief
denn es gibt
so viel
zu verlieren
Deine Hand gibt mir
den Halt, den ich so dringend brauch’
um nicht
zu brechen, halt sie fest
und wir und wir
wir könnten uns noch retten
Deine Hand, sie schiebt
in Liebe meine Hand an
gibt und gibt
alles, was sie kann
Sie ist mein Pier
Deine Hand ist meine Bank
Heute wird das Morgen gemacht
Deine Tat
malt die Zukunft aus
Nutz fremde Rampen, um zu starten
komm weiter gemeinsam
Auf Räuberleitern höher steigen
wir – im Team
Wenn wir
uns Brücken schweißen, die uns
direkt führn
ins Wir
Ich bin nur mit Dir
stark
Deine Hand gibt mir
den Halt, den ich so dringend brauch’
um nicht
zu brechen halt sie fest
und wir und wir
wir könnten uns noch retten
Deine Hand, sie schiebt
in Liebe meine Hand an
gibt und gibt
alles, was sie kann
sie ist mein Pier
Deine Hand ist meine Bank
Deine Hand gibt mir
den Halt, den ich so dringend brauch’
um nicht
zu brechen halt sie fest
und wir und wir
wir könnten uns noch retten
Deine Hand, sie schiebt
in Liebe meine Hand an
gibt und gibt
alles, was sie kann
sie ist mein Pier
Deine Hand ist meine Bank
Und immer wieder Neuanfang
Die Welt dreht sich im Schleudergang
Bankenkrise, Emirat
Schuldenbremse, Windradpark
Lifehacks, Burnout, Horoskop
Cis, binär und transqueerphob
Gucci, Prada, Taliban
Schufa, Tesla, Taiwanwahn
Was ist, Kid, kriegst du noch was mit
Avokado, Chiasamen
Hamsterräder, Grossalarm
Jeder sieht sich, jeder schreit
Hundert Jahre Eitelkeit
Orban, Le Pen, Rasputin
Wer ist die nächste Killerqueen
Was ist, Kid, kriegst du alles mit
Was ist los
Das ist, was ist los
Was ist los
Das ist, was ist los
Was ist los
Das ist, was ist los
Was ist los
Das ist, was ist really los
Kabul, Rom, Kaliningrad
Dürreschock am Aktienmarkt
Opt in, sign up, Hafermilch
Geheimcodes auf dem Nummernschild
Millionen Menschen unter Druck
Ohren zu und Fahrerflucht
Auftaun, abtaun
Durchgefärbte Augenbrauen
Was ist, Kid, kriegst Du noch was mit
Mütter, Väter und Cousinen
sortieren ihre Medizin
Metaverse und dezentral
Optimiertes Potential
Alle Vögel sind schon da
Immer in die Kamera
Was ist, Kid, kriegst du alles mit
Was ist los
Das ist, was ist los
Was ist los
Das ist, was ist los
Was ist los
Das ist, was ist los
Was ist los
Das ist, was ist really los
Oh, oh, oh, oh……
Oh, oh, oh, oh……
Was ist los
Das ist, was ist los
Was ist los
Das ist, das ist, was ist los
Was ist los
Das ist, was ist los
Was ist los
Das ist, was ist really los
Punkte, Sparen, Kilowatt
Revolution im Wasserglas
Wer auf Selbsterhalt plädiert
hat’s Wort Armut nicht kapiert
Kryptokurse, Eigenheim
und alles in die Cloud rein
Was ist, Kid, kriegst du noch was mit
Elektro, Punk und Sturm und Drang
Autokratenwiderstand
Hagel, Sturmböen
der Planet ist doch so schön
Was ist, Kid, kriegst du noch was mit?
Was ist los
Das ist, was ist los
Was ist los
Das ist, das ist, was ist los
Was ist los
Das ist, was ist really los
Du beherrschst das Spiel
Du bescheinst den Raum
und du wärmst zentral
und du regst dich kaum
Messerspitze Geschick
ein Sonnensignal
Nach deinem Augenblitz
lebe ich zum ersten Mal
Nimm’ mich in die Herzhaft
Lass’ mir keinen Schmerz nach
Verweiger’ meine Amnestie
Entzieh’ mir meine Logik
Erzieh’ mich streng katholisch
wenn du deine Arme schließt
Und ich brauch’ mehr von deinem Schlag
von deinen Nächten, deinem großen Tag
weil du dich nicht nur entrückt verschenkst
sondern fein lenkst
Baby, you wanna dance
Du beschwingst zaubernd nach
wenn du dich bewegst
weil du dein Herz so gelassen
vor dir trägst
Versehe mich
mit Ratlosigkeit
dass mir die Stunde schlägt
in kurzer Zeit
Nimm’ mich in die Herzhaft
Lass’ mir keinen Schmerz nach
Verweiger’ meine Amnestie
Hol’ mich aus dem Tiefschlaf
Schieb’ mich einfach tiefzart
durch deine Philosophie
Und ich brauch’ mehr von deinem Schlag
deinen schnellen Nächten, deinem großen Tag
von deiner Unvernunft, deinem Stuss
von deinem Liebesüberschuss
Und ich brauch’ mehr von deinem Schub
von deinem Realitätsbetrug
weil du dich nicht nur entrückt verschenkst
sondern fein lenkst
Baby, you wanna dance
Keine Waffen und keine Strafen
Keine Gehirnwäsche spült dich fort
Dein Blick stählt, seit wir uns trafen
Überlieb’ und übertreibe mich im Akkord
Und ich brauch’ mehr von deinem Schlag
deinen schnellen Nächten, deinem grossen Tag
von deiner Unvernunft, von deinem Stuss
von deinem Liebeshochgenuss
Und ich brauch’ mehr von deinem Schub
von deinem Realitätsbetrug,
weil du dich bedingungslos versenkst
und die Geschicke so fein lenkst
Manchmal legt der Tau sich auf mich
und dann werd’ ich leise traurig
weil ich glaube nicht
dass alles so schön ist wie es ist
Manchmal klingen Worte leer
wir gelingen uns viel zu sehr
schreib alles fest
was uns dann erinnern lässt
Wir teilen die Kräfte auf
haben uns unter der Haut
folgen uns weit ins Niemandsland
bleiben unerkannt
unter der Hand
Manchmal legt der Tau sich auf mich
und dann werd’ ich leise traurig
weil ich glaube nicht
dass alles so schön ist wie es ist
Wem die Stunde schlägt
die Wahren sind dünn gesät
Einmal sich nur zu früh gefreut
und nichts bereut, nicht bereut
Brisend leicht, unerreicht
Komme aus dem Staunen
nicht heraus
Zieh mich heim
Zieh mich heim
Sekunden entfernt nur nichts
hier punktgenau und stark
Gestern gilt nicht
keine Rücksicht
Liebe ist ein neuer Tag
brandneuer Tag
Manchmal legt der Tau sich auf mich
und dann werde ich leise traurig
weil ich glaub mir nicht
dass alles so schön ist wie es ist
Am Liebsten rede ich nicht weiter
an unserer Wolke lehnt ’ne Leiter
Komm aus der Zeit
wir fallen reich, fallen weich
Was ist los? Das ist los: Herbert Grönemeyer veröffentlicht mit seinem neuen, seinem sechzehnten Album ein Plädoyer für den Aufbruch, für die Zuversicht. Nicht für eine blinde Zuversicht, nicht für eine naive Hoffnung, dass alles schon irgendwie gut werden wird, nicht für kopfloses Losrennen in ein diffuses Morgen. Sondern für eine, wie er es nennt, differenzierte Zuversicht. „Ich habe mich gefragt: wie geht man mit so einer Zeit um?“, erklärt Herbert Grönemeyer. Wie geht man um mit den Ängsten, der Melancholie, der Besorgnis? „Ich als sturer Optimist glaube, dass da eine positive Form von Demut und Mitgefühl entsteht.“
In dreizehn Songs dekliniert Grönemeyer auf Das ist los diese Überzeugung durch. Songs für eine Gesellschaft, die eben nicht nur vor Angst erzittert und sich verschließt, sondern Mitgefühl lebt, praktisch anpackt und sich gegenseitig unterstützt. „Dazu wollte ich die Musik schreiben“, erzählt er. Der Sound zur offenen, zur hilfsbereiten Gesellschaft, zu einer die zusammenrückt, zusammengerückt ist. Mit allen, die schon da sind und allen, die noch kommen. Die so viel mehr kann, als sie sich selbst vielleicht traut zuzugestehen. Und mit diesem Zusammenhalt an einer gemeinschaftlichen Zukunft arbeitet.
Dreizehn Songs, die von der alltäglichen Trauer und Verzweiflung der letzten drei Jahre zwischen Pandemie, Krieg in Europa, Inflation und Energiekrise erzählen. Aber auch von Klugheit und Innovation, von Frauen, die aufbegehren und für ihre Rechte einstehen und einer Gemeinschaft, die durch Zusammenhalt Stärke beweist. „Ich halte es für elementar zu begreifen, was in einem steckt, was in der Gesellschaft steckt und wozu sie in der Lage ist“, sagt dazu Herbert Grönemeyer, „wir schielen immer auf die Politik, aber als Gesellschaft sind wir die Politik. Wir sind selbst verantwortlich, wir wissen selbst, was solidarisch ist, wir sind reifer als die Politik es ist.“
“Tumult” habe ich von relativ festem Boden aus geschrieben“, erinnert sich Herbert Grönemeyer. Bei Das ist los war es anders: alles im Fluss, kein festes Fundament, nirgends. Die Welt, in ihren Grundfesten erschüttert. „Aus dieser Unruhe heraus habe ich mich gefragt: was will ich erzählen? Ich male wild darauf los und gehe davon aus, dass mir am Ende mein Bild zeigt, wie ich innerlich ticke.“
Dieser Prozess begann für Das ist los im September 2021. „Ich mache das wie früher am Theater“, erklärt der einstige Theatermacher und lacht, „ich setze ein Premierendatum an dem das Album fertig sein soll, und bis dahin haben wir Zeit, uns auszuprobieren.“ Gemeinsam mit seinem langjährigen Co-Produzenten Alex Silva (u. A. auch Manic Street Preachers, Anohni) mieteten sie sich in einem alten Haus in Umbrien ein, bauten sich dort ein kleines mobiles Studio auf und „stocherten im Dickicht“, wie es Herbert Grönemeyer nennt, auf der Suche nach Melodien, nach einem Einstieg. Erfolgreich – nach einigen Wochen in der italienischen Provinz und weiteren Sessions in den heimischen legendären Hansa-Studios in Berlin- Kreuzberg und in Visby standen über zwanzig Stücke, die ebenso von beatlastiger Musik wie House, Trip Hop oder Hip Hop geprägt sind, wie von Herbert Grönemeyers Liebe zu Melodien. „Das ist einfach das Spannungsfeld, in dem ich mich befinde, das ich versuche aufzulösen: wie kriege ich Clubbeats mit Melodien zusammen?“ Nach langen Entscheidungsprozessen entschieden sie sich für dreizehn Songs, die im Zusammenspiel eine stimmige Erzählkurve bilden. „Eigentlich mag ich keine langen Alben“, sagt Herbert Grönemeyer von sich, „aber weniger als dreizehn ging nicht!“
Diesen dreizehn Tracks schneiderte er dann Texte auf den Leib: „ich habe bestimmt über hundert Texte geschrieben“, erinnert er sich und schmunzelt, „einige davon sind gar nicht mal so schlecht.“
Gar nicht mal so schlecht könnte man sagen, oder auch: die richtigen Songs zur richtigen Zeit. Da wäre etwa „Tau“, eine Klavierballade über die Melancholie, wenn eigentlich doch alles schön sein sollte, bildreich, zart, liebevoll. Oder Titeltrack „Das ist los“, eine Kollaboration mit Alex Silva, mit treibendem Beat, dynamisch, frech und programmatisch. Da wären die Singles „Angstfrei“ und „Urverlust“, die das Persönliche mit dem Politischen verbinden, eingefasst von musikalischen NDW- und Ambient-Referenzen oder die sphärische Ballade „Der Schlüssel“, die von Flucht erzählt, von Verlust von Heimat und Identität – und vom Ankommen, vielleicht.
Das Gravitationszentrum des Albums bildet aber zweifelsohne „Deine Hand“: „es beschreibt sowohl die Melancholie als auch das Drama in dem wir uns befinden“, meint Herbert Grönemeyer, „und wie wir aus dieser Melancholie einen Aufbruch schaffen.“ Nicht ohne Grund verweist das Musikvideo zu „Deine Hand“ zu der revolutionären Bewegung im Iran, die seit September 2022 im Gange ist: „was dort passiert und wie der Feminismus dort die bestehenden Verhältnisse angreift, das ist ein wahnsinnig mutiger und motivierender Schritt, der Menschen auf der ganzen Welt inspiriert.“
Wie kommen wir aus der Tiefe dieser Zeit, aus der Schwere wieder heraus? Auf die Suche nach der Antwort auf diese Frage führt uns Das ist los durch Gefühlswelten von Hoffnung und Melancholie über Trauer, Gemeinschaft und Leichtigkeit bis hin zur Solidarität, Anteilnahme und vor allem, bis hin zum „unbändigen Mut“, wie Herbert Grönemeyer es sieht, die das Album trägt, die uns zum Aufbruch trägt.
Was ist los? Im Zusammenrücken, in der Gemeinschaft finden wir das, was uns in die Zukunft trägt, das ist los.
Album Info Text: Aida Baghernejad
Was entsteht, wenn Herbert Grönemeyer zusammen mit seinem Produzenten Alex Silva in einem abgelegenen Haus im malerischen San Gemini an neuer Musik tüftelt und von Lorena Autuori mit umbrischen und süditalienischen Lieblingsgerichten bekocht wird?
Ein Buch der besonderen Art. Eines, das Menschen beglückt, wie gute Musik und gutes Essen, denn es nährt Seele, Herz und Bauch. Bei Lorena Autuori stärkt sich der erfolgreiche Musiker und sein Team für lange Aufnahmen im Studio, sucht Inspiration und Musenküsse in kurzen Pausen zwischendurch und lässt den Tag bei einem Aperitivo gerne auch mal Revue passieren.
Das Buch sammelt die Lieblingsrezepte von Herbert Grönemeyer und Alex Silva aus Lorena Autuoris italienischer Küche und gibt einen einzigartigen Einblick in die Entstehung eines Albums und dieBedeutung von gutem Essen im kreativen Prozess.
Lorena Autuori, aufgewachsen in Salerno, Schülerin von Gualtiero Marchesi, dem ersten Michelin-dekorierten Koch Italiens. Heute besitzt sie ein Restaurant in Umbrien und gibt Kochkurse für eine weitgereiste Kundschaft.
Herbert Grönemeyer, der Musiker und Schauspieler hat bis heute 19 Alben veröffentlicht. Mit über 18 Millionen verkauften Tonträgern ist er einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Musiker Deutschlands. Im Frühjahr 2023 startet seine neue Tour, die durch Deutschland, Österreich und die Schweiz führen wird.
Alex Silva, der Musikproduzent, begann seine Karriere 1995 in London, wo er mit vielen internationalen Künstlern wie Mick Jagger, Paul McCartney und den Manic Street Preachers zusammenarbeitete. Seit dem Album »Bleibt alles anders« im Jahr 1998 arbeitet Alex Silva eng mit Herbert Grönemeyer zusammen und hat 2003 den Echo »Bester Produzent« erhalten.
Herbert Grönemeyer / Lorena Autuori
Fatto a mano
Lorena Autuoris italienische Küche –
Handverlesene Rezepte für Herbert Grönemeyer und Alex Silva
208 Seiten, Farbfotos
Gebunden
€ 32,- (D)/ € 33,- (A)
ISBN 978-3-03902-210-6
März 2023
Fotos: Leslie McIntosh